In einer Podiumsdiskussion auf der Futurecom 2024 am Mittwoch, dem 9., hoben der brasilianische Verband für das Internet der Dinge (ABINC) und die International Data Space Association (IDSA) die Bedeutung von Datenräumen als Säulen für die Weiterentwicklung der neuen Datenwirtschaft in Brasilien hervor. Die von Flávio Maeda, Vizepräsident von ABINC, moderierte Diskussion brachte führende Experten zusammen, darunter Sonia Jimenez, Direktorin der IDSA; Isabela Gaya, Innovationsmanagerin der brasilianischen Agentur für industrielle Entwicklung (ABDI); Marcos Pinto, Direktor der Abteilung für Wettbewerbsfähigkeit und Innovation im Ministerium für Entwicklung, Industrie, Handel und Dienstleistungen (MDIC); und Rodrigo Pastl Pontes, Innovationsdirektor des Nationalen Industrieverbandes (CNI). Sie boten unterschiedliche Perspektiven auf die Herausforderungen und Chancen von Datenräumen für die Datenwirtschaft in Brasilien.
Während der Veranstaltung betonte Sonia Jimenez, dass viele Unternehmen nach wie vor Schwierigkeiten haben, den Wert ihrer gesammelten Daten optimal zu nutzen, vor allem aufgrund mangelnden Vertrauens beim Informationsaustausch. „Unternehmen generieren große Datenmengen, erzielen aber nicht den erwarteten Nutzen. IDSA bietet hier eine Lösung, um das Vertrauen zwischen den am sicheren Datenaustausch beteiligten Parteien zu stärken, technologische Hürden zu überwinden und konkrete Vorteile für Unternehmen zu generieren“, erklärte Sonia.
Sie hob außerdem hervor, dass sich die Rahmenbedingungen ändern und Unternehmen die klaren Vorteile einer integrierten Datenökonomie zunehmend erkennen. Sonia erklärte, dass die IDSA ein wachsendes Bewusstsein für den Wert von Datenräumen beobachtet, insbesondere im Hinblick auf die Förderung technologischer Innovationen und der Interoperabilität von Systemen. Dies steigere nicht nur die Effizienz, sondern trage auch zur Kostensenkung bei und fördere neue digitale Geschäftsmodelle.
Ein weiteres Highlight des Panels war die wegweisende ABDI-Studie „Agro Data Space Agro 4.0 Program“, die von Isabela Gaya vorgestellt wurde. Sie untersuchte das Potenzial von Data Spaces in der Agrarwirtschaft, einem Schlüsselsektor der brasilianischen Wirtschaft. Die Studie zeigte, dass die Einführung von Data Spaces die betriebliche Effizienz in verschiedenen Bereichen der Landwirtschaft um 30 % steigern und die Kosten um bis zu 20 % senken könnte. Darüber hinaus würde der Einsatz fortschrittlicher Technologien wie dem Internet der Dinge (IoT) und künstlicher Intelligenz die Erfassung und Analyse großer Datenmengen ermöglichen und somit fundiertere und flexiblere Entscheidungen in der Praxis erlauben.
Die Studie hob auch die positiven Auswirkungen auf die Nachhaltigkeit hervor. So könnten Erzeuger beispielsweise den Herbizideinsatz um bis zu 70 % reduzieren und den Einsatz anderer Betriebsmittel durch Überwachungs- und Automatisierungstechnologien deutlich verringern, was zu einer nachhaltigeren und effizienteren Produktion führen würde. Die Studie zeigte zudem, dass mehr als eine Million ländliche Betriebe direkt von dieser digitalen Transformation profitieren könnten, was die strategische Rolle von Datenräumen für die Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit des brasilianischen Agrarsektors unterstreicht.
Isabela Gaya von ABDI äußerte sich im Rahmen der Veranstaltung zu den Auswirkungen der Digitalisierung auf den Agrarsektor: „Die Einführung innovativer Technologien in Verbindung mit Datenplattformen kann die brasilianische Agrarwirtschaft transformieren, die Produktivität steigern und ein nachhaltigeres Ressourcenmanagement fördern.“ Sie betonte, dass der Sektor bereit sei, diese Innovationen anzunehmen, insbesondere mit der Unterstützung durch staatliche Maßnahmen und gezielte Investitionen.
Marcos Pinto, Direktor der Abteilung für Wettbewerbsfähigkeit und Innovation im MDIC (Ministerium für Entwicklung, Industrie und Außenhandel), erläuterte die Sichtweise der Regierung auf die Bedeutung einer beschleunigten Entwicklung von Datenräumen in Brasilien. Er hob hervor, dass das Land über eine enorme Datenproduktion verfüge, sowohl von Privatpersonen als auch von Unternehmen, aber nur 25 % der großen Konzerne Datenanalysen effektiv nutzten. „Die Regierung möchte die Entwicklung dieser Datenräume fördern, um die Datenwirtschaft in Brasilien zu beschleunigen. Wir erarbeiten hierfür ein spezielles Programm und untersuchen Sektoren, in denen diese Technologie erfolgreich eingesetzt werden kann, wie wir es bereits in anderen Ländern gesehen haben“, erklärte Pinto.
Er erwähnte außerdem, dass sich die Regierung in der Abstimmungsphase befinde und mit verschiedenen Sektoren Gespräche führe, um Anwendungsbereiche für Datenräume zu identifizieren. „Unsere Botschaft lautet: gemeinsamer Aufbau. Wir hoffen, bis Ende des Jahres konkrete Maßnahmen zur Unterstützung dieser Entwicklung einleiten zu können. Wir haben Initiativen anderer Länder, insbesondere der Europäischen Union, geprüft und wollen nicht fünf Jahre warten, um von dieser Innovationswelle zu profitieren. Der Vorteil liegt in der Schaffung von Marktchancen und der Entwicklung wettbewerbsfähiger Produkte“, sagte Marcos. Seiner Ansicht nach sollte die Regierung bald eine öffentliche Konsultation zu einem regulatorischen Rechtsrahmen einleiten.
Der Direktor des MDIC (Ministerium für Entwicklung, Industrie und Außenhandel) betonte, dass Brasilien sich der Unterstützung des produktiven Sektors beim Übergang zu einer digitaleren und effizienteren Wirtschaft verpflichtet fühlt. „Um Produktivitätssteigerungen zu erzielen, benötigen wir digitale Unternehmen, die diese Lösungen entwickeln können. Die Regierung möchte dem produktiven Sektor zur Seite stehen, um dies zu gewährleisten“, so sein Fazit.
ABINC arbeitet in Partnerschaft mit IDSA daran, das Konzept der Datenräume in Brasilien einzuführen und so die digitale Wettbewerbsfähigkeit des Landes zu stärken. Diese Initiativen sind Teil eines umfassenderen Vorhabens zur digitalen Transformation, das darauf abzielt, Sektoren wie Landwirtschaft, Gesundheit und Mobilität zu integrieren sowie neue Geschäftsmöglichkeiten zu schaffen.
Flavio Maeda, Vizepräsident von ABINC, betonte, dass die Partnerschaft mit IDSA darauf abzielt, Wissen über das Potenzial von Datenräumen in Brasilien, insbesondere für die Agrarwirtschaft und die Industrie, zu vermitteln. Maeda erklärte außerdem, dass ABINC gemeinsam mit IDSA, ABDI, CNI und MDIC das Projekt „Open Industry“ – ähnlich wie Open Finance – bis 2025 umsetzen wird. „Wir wollen die Vorteile von Open Finance auch anderen Wirtschaftszweigen zugänglich machen. Dieses Projekt steht im Einklang mit dem Konzept der Datenräume“, so Maeda.
Rodrigo Pastl Pontes vom CNI betonte ebenfalls die Wichtigkeit einer robusten und interoperablen Infrastruktur, damit Industrieunternehmen Daten sicher und zuverlässig austauschen und so Innovation und Effizienz in verschiedenen Sektoren vorantreiben können.
Angesichts der auf der Futurecom 2024 diskutierten Fortschritte ist klar, dass die Datenökonomie eine zentrale Rolle in Brasiliens Zukunft spielen wird, und das Konzept der Datenräume wird für die Festigung dieses Weges von grundlegender Bedeutung sein, wie Sonia Jimenez abschließend feststellte: „Die Entwicklung von Datenräumen wird es brasilianischen Unternehmen ermöglichen, ein neues Niveau an Innovation zu erreichen, mit Sicherheit, Transparenz und vor allem Vertrauen in den Datenaustausch.“

